02.12.2018 – Im Oktober erhielt ich einen Anruf von Diakon Ruhne von der Agatha-Kirche in Epe. Er hatte gehört, dass ich eventuell ein Segelboot besorgen könnte. Es gäbe da eine Idee: Bei den vier Advents-Samstagen soll die Predigt unter dem Motto „Es kommt ein Schiff geladen“ stehen. Das ist ein adventliches Kirchenlied. Da würde doch ein echtes Boot den passenden Rahmen bieten. Wichtig wäre, dass es ein Segelboot ist und die Segel gehisst sind.
Nun, damit können wir dienen. Bei einem Lokaltermin auf dem Bootsgelände mit Sakristan Christian Holtkamp wurde die
420er-Bootsklasse als geeignet ausgewählt.
Am Abend des 30.11.2018 ist es dann so weit. Gerd und Michael bringen das Boot an die Kirche. Pfarrer Brüggemann empfängt das WSVG-Team. Die Stufen sind leicht überwunden, doch ein Eisengitter bietet nur einen zu schmalen Durchgang.
Kurzerhand montiert Christian dieses ab und macht den Weg frei. Nachdem das Taufbecken umschifft ist, bahnen wir uns an den Sitzreihen entlang zum Altar. Neben der Kanzel ist der Liegeplatz. Für den Aufbau brauchen wir Jonas und Joshua, die beiden Skipper und Spezialisten des 420ers.
Nein, das Boot soll nicht gerade stehen. In der Praxis steht es durch den Wind auch schräg. Diese „Schieflage“ nennen die Seeleute „Krängung“ erkläre ich Pfarrer Brüggemann. Und falls jemand fragt, was das Fähnchen an der Mastspitze auf sich hat: Das ist der „Verklicker„, der zeigt die Windrichtung an. Der „verklickert“ einem, woher der Wind weht. Michael wendet ein, dass es sich um den „scheinbaren Wind“ handelt. Gerne würde ich erläutern, dass es sich um die „vektorielle Addition des wahren Windes und des Fahrtwindes“ handelt. Mangels einer Kreidetafel in der Kirche verzichte ich aber darauf.
Endlich ist es geschafft. Das Boot präsentiert sich in seiner vollen Pracht und überragt dank des Verklickers mit seinen 6,26 Metern sogar ein klein wenig die Kanzel. Christian montiert die Beleuchtung und strahlt die Segel an. Ein imponierendes Bild. Zum Abschluss gibt es ein Getränk. Es ist auch Bier dabei. Sollen wir nach draußen gehen? Doch der Hausherr erlaubt es, vor dem Boot zu bleiben.
Mein erstes Bier in einer Kirche, sage ich zu Pfarrer Brüggemann. Meins auch, meint er.