Das Schreiben der Deutschen Olympischen Gesellschaft „Fair Play Initiative“ hat mich (Judith Weichert) zum Nachdenken bewegt und ich hoffe, dieses mit diesem Artikel auch bei euch erreichen zu können.

In der Ausschreibung heißt es, dass Fair-Play „…nicht nur eine Sache des Wissens, sondern vor allem des Verhaltens“ ist. Die Deutsche Olympische Gesellschaft hat diese Ausschreibung herausgegeben um in den Bereichen den Fair-Play-Gedanken zu fördern, wo die Sportler ihre ersten Erfolge sammeln –  und zwar in den Vereinen.

Wir als Verein müssen uns fragen, wo können wir da ansetzen? Wo können wir uns verbessern? Wo ist Handlungsbedarf? Und wie können wir ein Umdenken fördern?

Schauen wir nun mal genauer hin, was heißt überhaupt „Verein“?  Laut einer Definition im Duden ist ein Verein eine „Organisation, in der sich Personen zu einem bestimmten gemeinsamen, durch Satzungen festgelegten Tun, zur Pflege bestimmter gemeinsamer Interessen o. Ä. zusammengeschlossen haben“. Gemeinsam ist hier das Schlüsselwort! Und genau das ist es doch, oder?

Und nur so geht es. Gemeinsam müssen wir anpacken, wenn es darum geht, eine Regatta auf die Beine zu stellen. Gemeinsam unterstützt eine Vielzahl an Trainern, Fahrern, begleitenden Eltern usw. die Jugend bei Auswärts-Regatten. Gemeinsam arbeiten viele Helfer in Projektarbeiten um tolle Sachen zu erschaffen. Und gemeinsam sitzen wir bei den Feiern zusammen am Tisch und feiern die Erfolge unserer Segler und den Verein.

Unsere Jugend schaut sich unser Verhalten ab. Unsere Jugend lernt von uns Erwachsenen, was es heißt, in einem Verein zu sein. Unsere Jugend lernt von uns sich sozial zu engagieren, eigene Stärken zu entdecken und sich in einem Verein einzubringen.
Deshalb sollte uns allen bewusst werden, dass es nicht heißt, nur die Vereinsgebühren zu zahlen und das Kind regelmäßig zu bringen. Oder nur die Liegegebühren fürs eigene Boot zu bezahlen, pünktlich bei den Regatten zur Steuermannsbesprechung zu erscheinen und nach der Siegerehrung zu fahren.

Wichtig ist es doch, dass wir alle mit anpacken, wo Hilfe gebraucht wird. Und unser Verein braucht immer Unterstützung. Es läuft so vieles im Verborgenen ab um Regatten, Jugendfreizeiten und den ganzen Betrieb zu organisieren und durchzuführen. Überall brauchen wir euch!
Und genau das sollten wir unserer Jugend zeigen und sie anleiten, dieses selbstverständlich mit zu unterstützen.

Deshalb denke ich, hier muss der Fair-Play-Gedanke ansetzen!
Wer ein Boot hier liegen hat: schaut bitte auch nach den anderen Booten, ob sie gut fest gemacht sind und keine Schäden vorliegen. Meldet es, wenn ihr was festgestellt habt um unnötige Kosten und Arbeiten zu verhindern.
Eltern sollten nicht nur die Kids pünktlich zum Training abliefern und danach direkt abholen, sondern ihre Sprösslinge selber beim Bootsaufbau und -abbau unterstützen. Bestimmt kann auch mal eine andere Familie beim Boot ins Wasser lassen helfen – oder braucht selber Hilfe. Die Kinder geraten immer wieder in Situationen, die sie für den Moment erst einmal überfordert, weil der Wind z.B. doch stärker war als gedacht. Da sind motivierende Worte der Eltern und Freunde wichtig um den Mut nicht zu verlieren.
Ein Verein ist kein Dienstleistungsunternehmen, der ein Kinderprogramm anbietet, das man sich mit den Vereinsgebühren kauft. Das können die vielen Ehrenamtler nicht leisten. Einem Verein anzugehören bedeutet gemeinsam füreinander da zu sein!

Deswegen möchte ich euch bitten: engagiert euch im Verein! Jeder hat andere Stärken, Interessen, Kenntnisse oder Connections. Eine helfende Hand, ein Ratschlag, ein aufmunterndes Wort oder auch nur ein Lächeln machen den Verein zu einem wunderbaren Ort.
Wir wollen nicht Regatten absagen, nur weil es an Helfern mangelt. Wir wollen keine harten Kommandos an Land, um die anfallenden Arbeiten von wenigen effizient zu erledigen. Wir wollen keine erschöpften und frustrierten Ehrenamtler, weil es einfach zu viel Arbeit für die wenigen engagierten Vereinsmitglieder ist. Wir brauchen Jeden!

Und nur so lernt die nächste Generation sich gegenseitig zu unterstützen. Auf dem Wasser sind sie sich am nächsten. Mit einem Blick auf den anderen als Freund und nicht Konkurrent lässt sich schneller Hilfebedarf erkennen und Hilfe holen. Das bedeutet sehr viel mehr Sicherheit auf dem Wasser! Gemeinsam eine Regatta mit vielen Freunden zu starten ist in tolles Erlebnis und sind Erinnerungen fürs ganze Leben. Es prägt sie und sollte sie zu bessere Menschen mit Empathie und Hilfsbereitschaft machen.

Ich freue mich schon, wenn wir wieder Regatten starten können. Viele leckere Köstlichkeiten, die von den Vereinsmitgliedern gemacht werden, die reibungslosen Organisationen, die die vielen tollen Events überhaupt möglich machen und die strahlenden müden Augen der Segler, wenn sie wieder an Land kommen. Ich vermisse diese Gemeinschaft und freue mich, wenn nach Corona wir wieder starten können.

Vielen Vereinsmitgliedern ergeht es bestimmt wie mir. Nach Corona ist man sich bewusst geworden, wie wichtig andere Menschen für uns sind. Vieles, was immer selbstverständlich war, weiß man nun zu schätzen. Man möchte wieder raus. Gemeinsam was erleben, gemeinsam lachen, gemeinsam feiern, gemeinsam den Moment genießen und noch so viel mehr. Gemeinsam können wir so vieles erreichen und Neues schaffen!

Und das ist in meinen Augen der Gedanke von Fair-Play und Verein!  
Judith Weichert